Die Vorgeschichte des Bataillons und der Steubenkaserne
Bevor wir auf die ehemalige Steuben-Kaserne eingehen, wollen wir einen Blick in die Stadt
Gießen werfen.
Der Name "Gießen" wird 1197 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.. Justus Liebig,
Büchner, Senckenberg und Röntgen sind fest
mit der Stadt und ihrer Geschichte verbunden; in Gießen wurde das Jahrhundert der
modernen Naturwissenschaften eingeleitet.
Bei Gründung der Universität (1605) zählte Gießen 3000 heute (2016) beinahe 80 000
Einwohner.
Bereits vor 400 Jahren
zog durch Philipp den Großmütigen die Artillerie mit 60
Geschützen in Gießen ein.
Während des Zweiten Weltkrieges - und es ist
die Pflicht des Chronisten auch auf diesen
Zeitabschnitt einzugehen - wurden durch den Reichsarbeitsdienst auf dem Gelände
der Steuben-Kaserne 8 massive
Gebäude sowie 60 kleinere Feldhäuser errichtet. Dieses Gelände erhielt von 1941 - 1942
den Namen "von Brauchitsch-Lager". Im darauffolgenden Jahr (1942 - 1943) diente es der Wehrmacht als Kaserne
und von
1943 - 1945 war es ein Wehrertüchtigungslager. 1946 zogen amerikanische Truppen
in die Gebäude ein und gaben dem Lager
den Namen "Smith Camp".
Am 15 Juni 1957 bezog der Stab des FeldArtRgt 2 das Smith-Camp.
Knappe 2 Jahre später
(März 1959) - das ArtBtl 340 war eingezogen - trug es den Namen
"Scharnhorst-Lager"
Am 1. September 1964 wurde das Scharnhorst-Lager in Steuben-Kaserne und das ArtRgt 340
umbenannt.
Am 1. Januar 1965 bekam es seinen Namen "Raketenartilleriebataillon 52.
1959 wurde das Bataillon als erster Verband
der Bundeswehr mit der Honest-John-Rakete
umgerüstet. Diese wurde 1978 ausgemustert. Zuvor wurde das Bataillon 1970
auf den Raketenwerfer 110 SF umgestellt. 1978 wurde das
Bataillon um eine Batterie verringert. Am 1. Oktober 1981 verlegt
die 3. Batterie von Gießen nach Kusel, wurde Lehrbatterie und
dem PzArtLBtl 345 unterstellt. Am 1. April 1986 wurde die 4. Batterie
aus dem Bataillon ausgegliedert und als
selbständige Batterie dem ArtLRgt 5 unterstellt. Sie erhielt den Namen Begleitbatterie 5.
Gleichzeitig wurde in Gießen die 4. Batterie und in Kusel die 5. Batterie kadermäßig
aufgestellt.
Wenden wir uns gegen Ende dieser Kurzübersicht der Chronik dem Namensgeber der
Steuben-Kaserne zu.
1730 geboren, diente Baron Friedrich Wilhelm von Steuben 17 Jahre in der preußischen
Armee Friedrich des Großen.
1777 bereiste Benjamin Franklin im Auftrag Washingtons Europa auf der Suche nach
Berufsoffizieren. Er stieß auf Steuben,
der als "Generalleutnant aus dem Stabe Friedrich des Großen" bei Washington
vorgestellt wurde.
Von Steuben verfaßte zu Beginn seiner Karriere in Amerika eine umfangreiche
Ausbildungsvorschrift und stellte sich,
als Generalmajor, während des Drill mit umgehängtem Gewehr unter seine Soldaten und
übte mit ihnen.
Dieser erfolgreichen und einzigartigen Methode ist es zu verdanken, dass aus Steubens
Einheit eine Musterkompanie wurde,
die die Unterführer für weitere Einheiten stellen
konnte. 1794 verließ Steuben die amerikanische Armee im Dienstrang eines Generals.
Der Kongress setzte ihm in Washington ein Denkmal und die New Yorker erinnern noch heute
an diesen hervorragenden Offizier.
(by Jürgen Marschinke)